Jetzt sind wir schon beim fünften Beitrag zum Thema Solvency II. Berichtet habe ich bisher zu den Themen:
- Solvency II – Auch für Manager von Alternativen Assets?
- Solvency II – Was wird von einem Manager aus dem Bereich Alternative Assets erwartet?
- Solvency II – Was sende ich an den Versicherer?
- Solvency II – Das Solvency II Tripartite Template
Sofern Du von Solvency II betroffen bist, wirst Du Dir sicherlich schon mehrfach die Frage gestellt haben, ob sich die Zusammenarbeit mit Versicherungen überhaupt noch lohnt.
Da ich die Auswirkungen auf Prozesse und IT für enorm halte, hab ich mir diese Frage auch schon öfters gestellt.
Lohnt sich für den Fondsmanager die Zusammenarbeit mit Versicherern überhaupt noch?
Diese Frage sollte sich ein Fondsmanager durchaus stellen. Sie ist allerdings nicht zielführend. Warum, möchte ich exemplarisch, anhand der folgenden 7 Punkte , beschreiben:
- der Anteil der Versicher an den Fondsvolumen im deutschen Markt wird auf gut 30% geschätzt. Dies kann natürlich von Manager zu Manager und von Fonds zu Fonds variieren. Insgesamt ist der Anteil der Versicherer am Markt für Alternative Assets jedoch so hoch, dass ein Verzicht kaum eine valide Option sein dürfte.
- wenn er bereits Fonds verwaltet, an denen Versicherer beteiligt sind, dann hat ihn Solvency II ohnehin schon eingefangen;
- wenn er selbst keine Versicherer direkt als Investor in seinen Fonds hat, dann kann er nicht zu 100% sicher sein, dass er nicht bereits indirekt infiziert und damit ebenfalls schon berichtspflichtig ist;
- die Situation könnte sich schnell ändern und würde ihn dann unvorbereitet treffen;
- die Wettbewerber werden durch Solvency II ihre Datenbasis zwangsläufig verbessern, so dass wahrscheinlich künftig auch die Reportings in der Branche insgesamt mehr Substanz erhalten werden;
- die Wettbewerber hätten dadurch sogar einen doppelten Vorteil, denn sie können sich ausgehend von der erweiterten Datenbasis, den überarbeiteten Prozessen und neuer Technik, nicht nur gegenüber Versicherern, sondern auch gegenüber ihrer restlichen Kundschaft deutlich besser positionieren;
- Solvency II hin oder her, wird sich der Fondsmanager der weiter fortschreitenden Standardisierung zwangsläufig nicht entziehen können. Die Anforderungen, welche heute nur für Solvency II relevant sind, werden auch in andere Werke, wie z.B. das KAGB, aufgenommen werden. Wenn nicht direkt, dann spätestens mit dem nächsten Release. Zum Beispiel der instrumentenbasierte Ansatz, gründend auf dem Fair Market Value (FMV), und die Verwendung des LEI Codes ziehen sich quer durch alle Werke.
Was kann dem Asset Manager hinsichtlich Solvency II empfohlen werden?
De facto kann ich nur empfehlen, das Beste daraus zu machen – Augen auf und durch – und die Organisation in eine neue Solvency II, nein besser regulatorisch, konforme Welt zu führen.
Allgemein wird erwartet, dass basierend auf den Anforderungen eine Marktbereinigung stattfinden wird, da Versicherer sehr viel genauer hinschauen müssen, mit wem sie künftig zusammenarbeiten können.
Der Fondsmanager ist wiederum gezwungen zu entscheiden, ob er bereit ist in neue Prozesse und Techniken zu investieren, um Marktanteile zu halten und ggf. auszuweiten.
Bei der geforderten Transparenz – gläserner Fonds, dem steigenden Datenvolumen und der geforderten Data Governance werden sich halbherzig durchgeführte Maßnahmen nicht auszahlen. Das bedeutet nicht, dass die Umsetzung übers Bein gebrochen werden soll. Es sollte aber eine Strategie vorliegen, der Aufwand nicht unterschätzt werden und die Milestones klar definiert und untereinander abgestimmt sein.
Ein teilweiser Rückzug wäre natürlich auch eine Option. Aber selbst diese ist wohl nur dann tatsächlich gegeben, wenn bisher keine Infizierung in der Wertschöpfungskette besteht, und auch nicht zu erwarten ist.
Gibt es Alternativen?
Nein, ich sehe keine und wenn, dann ohnehin nur für einen kurzen Übergangszeitraum. Daraus ergäbe sich für mich dann in Folge aber eine Existenzgefährdung, eine noch höhere Komplexität und ein immenser Zeitdruck. Bin ich zu spät, dann muss ich die Maßnahme durchführen und trotzdem springen mir für die Zukunft schon Kunden ab, weil ich unfähig bin zeitnah entsprechende Qualität zu liefern.
Solvency II – bisher gravierendster Einfluss aller regultatorischen Werke auf den Fondsmanager
Blicke ich auf die Entwicklung der letzten Jahre im Bereich der Alternativen Assets zurück, dann hat Solvency II für mich den bisher gravierendsten Einfluss, aller, bisher auf die Branche angesetzten, regulatorischen Maßnahmen .
Dies dürfte deutlich werden, wenn ich etwas näher auf Auswirkungen auf den Daten-Haushalt und die Prozesse beim Fondsmanager eingehe. Dies mache ich dann in den folgenden Wochen.