Modellrechnung eines Venture-Capital-Fonds – Teil 7 – Mögliche Stellgrößen
Mit dem Muster einer Modellrechnung eines Venture-Capital-Fonds sind wir eigentlich ja schon durch. Mein Muster wurde bewusst einfach gehalten, um die Gelegenheit zu haben, dies über den Blog vernünftig abhandeln zu können.
Ich höre manch einen sagen, eigentlich reicht mir das vollkommen aus, wenn die Kurven noch etwas geglättet werden. Andere wiederum möchten noch weitere Stellgrößen hinzunehmen. Ein ähnliches Thema hatte ich in meinem Blog schon mal, allerdings auf dem tieferen Unternehmenslevel. Hier gibt es einen Beitrag: Wertbeeinflussende Faktoren bei der Bewertung von Unternehmensinvestments im Private-Equity-Business (Teil 2), der einige Faktoren aufgreift, die eventuell Einfluss auf die Ermittlung des Unternehmenswertes haben können. In unserem Modell geht es auch darum. Hier bauen wir die Faktoren aber bereits im Vorfeld ein, um z.B. eine Stress-Test-Simulation fahren zu können. Es gilt dann auch zu überlegen, ob und welche Gegenmaßnahmen eingeplant werden müssen. Ob die BaFin sowas künftig abfragt?
Stellgrößen
Für einen Venture-Capital-Fonds fällt mir z.B. die Entwicklung des Währungskurses ein, für den Fall, dass der Fonds Fremdwährungsinvestments tätigen möchte. Hier böte sich an, den Fremdwährungsbetrag zu hedgen. Betrachtet man US-Dollar zu EUR, dann wäre man in den letzten 10 Jahren mit einem durchschnittlichen Kurs von 1,26 USD/ EUR gut über die Runden gekommen. Ob dies weiter so anhält, steht jedoch in den Sternen.
Eine weitere Stellgröße könnte auch eine tiefere Granularität bei der Aufteilung der Modellkurven auf die Investments aus Sicht der Branche bzw. hier des Technologiefeldes sein. Im VC-Geschäft macht eine Unterscheidung nach Branchen m.E. wenig Sinn, da es hier um die Finanzierung von neuartigen Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen geht. Eine Einteilung nach Technologiefeldern ist daher sinnvoller. Die meisten VC-Fonds haben Schwerpunkte bei der Finanzierung. Nehmen wir an, mein Muster-Fonds würde in den Technologiefeldern Nanotechnologie und Software investieren. In diesem Fall könnte man die bisher von mir verwendeten 3 Modellkurven (Looser, Normalo und Star) für jedes Technologiefeld separat definieren.
Man könnte auch Modellkurven entwickeln, welche die Venture Phase einbeziehen. Ein VC-Fonds tätigt Early-Stage-Investments. Diese könnte man in Seed- und Startup-Investments unterteilen, um eventuell einer höheren Ausfallrate bei Seedfinanzierungen besser gerecht zu werden.
Setzt man dies um, dann hat man ganz schnell eine Vielzahl von möglichen Kurvenverläufen kreiert. Nehme ich die vorgenannten Beispiele mit:
- Technologiefeld,
- Venture Phase und
- Währung
und erstelle für die Ausprägung Looser, Normalo und Star jeweils eine eigene Modellkurve, dann hab ich 24 Modellkurven zur Verfügung.
Bei meinem Beispiel mit 20 Investments hast Du dann schon die Qual der Wahl bei der Zuordnung.
Fazit
Legst Du häufiger Fonds auf und arbeitest mit vielen Stellgrößen, dann macht sicherlich der Einsatz eines professionellen Planungstools Sinn. Ist dies dann sogar in Deiner Softwaresuite integriert, dann kannst Du unter Hinzunahme der bereits getätigten Investments auch während der Fondslaufzeit Planspiele betreiben.
Dies war es dann vorerst wirklich zum Thema: Modellrechnung eines Venture-Capital-Fonds. Es ist auf keinen Fall ein Hexenwerk, aber es gehört schon Erfahrung dazu, die richtigen Stellgrößen einzubringen.
Natürlich kann die Modellrechnung auch auf die nächst höhere Ebene – Investoren Level – und die darunter liegende Ebene – Portfolio Level – erweitert werden. Auf dem Investoren Level könnte u.a. die Waterfall Distribution mit Hurdle Rate und Capital Interest eingebunden werden. Auf Portfolio Level könnte noch feiner unterschieden werden. Ein Darlehen oder eine stille Beteiligung sind ganz anders zu bewerten, wie eine Kapitalbeteiligung.
Du siehst, wie ich mich in meinem Musterfall zurückgehalten habe, um den Rahmen nicht zu sprengen. Wobei ich sagen muss, dass die Stellgrößen bei Venture-Capital-Investments, gegenüber anderen Assetklassen, wie z.B. Immobilien, noch sehr überschaubar sind. Ich hab schon Modelle mit mehr als 100 Stellgrößen gesehen, die bei größeren Fondsgesellschaften im Einsatz waren.
Gerne nehme ich Anregungen entgegen. Vielleicht möchte der ein oder andere in dem Blog auch mal von seinen Erfahrungen zum Thema berichten?
In eigener Sache
Dies ist der 100. Beitrag, den ich seit Auflage des Blogs eingestellt habe. Ich hätte am Anfang nicht gedacht das es so schnell soviel werden würden. Mal schauen, wie lange ich für die nächsten 100 brauchen werde.
In den nächsten Tagen geht es weiter mit einer neue Beitragsreihe mit dem Thema Deal Flow Management.