Modellrechnung eines Venture-Capital-Fonds – Teil 4 – Entwicklung des NAV
Schon sind wir in Teil 4 der Reihe angelangt. Man sieht daran aber auch, wie umfangreich dieses Thema ist, selbst wenn weitere wichtige Komponenten gar nicht einfließen.
NAV
Zwischen Ausfall und Rückfluss steht die laufende Bewertung der Investments. Die einzige nicht Cash getriebene Komponente in der Darstellung. Lässt man die Fremdfinanzierung (Leverage) außen vor, dann ergibt die freie Liquidität zuzüglich die aufsummierte Bewertung der einzelnen Investments den NAV.
Seine Darstellung ist in der Modellrechnung, der Zu- und Abflüsse, eigentlich nicht unbedingt erforderlich. Sie bietet aber dem Investor einen besseren Einblick, welche Entwicklung im Portfolio erwartet wird. Es ist eben schon eine lange Zeit, in der sich sich einiges hinter den „verschlossenen Türen“ abspielt, ehe reale Ergebnisse vorgezeigt werden können. Außerdem ist die Simulation wichtiger Bestandteil bei der Einwerbung des Fondskapitals.
In der Modellrechnung nutze ich Bewertung und NAV auch, um Ausfälle kenntlich zu machen, denn bei reiner Cash Betrachtung ist das Kapital ohnehin weg, so dass ich eigentlich nur die Zuflüsse erfassen muss.
Erweitern wir jetzt das Modell.
Plan-NAV
Die Ermittlung des NAV erfolgt ohne die eingezahlte Management Fee. Diese gilt quasi als „verloren“, da sie direkt nach Auszahlung an die KVG abfließt. Es bleibt also das Investment übrig, dessen Höhe durch eine Bewertung zum Fair Market Value (FMV) nach oben oder unten angepasst werden kann. Hierbei sollte die Bewertung nicht pauschal, sondern für jedes Investment einzeln erfolgen. Zuzüglich der geplanten Rückflüsse erhält man den jeweiligen Plan-NAV des Fonds.
Da die Ermittlung des NAV pro Quartal und pro Investment erfolgen soll, ist eine ergänzende Tabelle erforderlich. Hier wird dann auch klar, wann tatsächlich ein Ausfall im Modell eingeplant wurde. In der Praxis macht man bei der Ermittlung daher auch eine Unterscheidung zwischen realisierten und unrealisierten Gewinnen und Verlusten.
Solange ein Ausfall nicht festgestellt wurde, gilt der Verlust als unrealisiert. Hat man ein Investment höher bewertet, die Anteile aber nicht veräußert, dann ist der „vermeintliche“ Gewinn ebenfalls unrealisiert. Verkaufe ich die Anteile und erhalte den Betrag tatsächlich gut geschrieben, dann habe ich einen realisierten Gewinn, welcher sich aus der Differenz zwischen Mittelabfluss und Mittelrückfluss ergibt. Sofern ich zunächst anstelle von Geld, Aktien gut geschrieben bekomme, eine sogenannte „Distribution in kind“, dann ist der Gegenwert als unrealisiert zu behandeln, bis tatsächlich die Gutschrift des Betrages erfolgt. Schließlich könnten die Aktien in der Zwischenzeit noch fallen oder aber bestenfalls sogar steigen. Aber diese soll uns in dem einfachen Modell nicht weiter beschäftigen.
Wie könnte so ein Modellkonto aussehen?
Modellkonto
In der folgenden Grafik siehst Du ein Beispiel für das fiktive Investment 1 mit 3 Mio. EUR, welches nach ca. 3 Jahren „planmäßig“ ausfallen wird.
In der Spalte Bewertung siehst Du die betragsmäßige Abbildung der Modellkurve Ausfall für die Gruppe Looser. Solange der Ausfall nicht eingetreten ist, erfolgt ein Ausweis in der Spalte: Ergebnis unrealisiert. Danach findest Du den Betrag in der Spalte: Ergebnis realisiert. Die Modellrechnung enthält für jedes zunächst fiktive Investment ein solches Konto, dessen Werte in einer übergeordneten Tabelle aufsummiert werden.
In meinem Beispielfall gehe ich davon aus, dass jedes Investment ein Volumen von 3 Mio EUR hat. Für die 20 fiktiven Investments hatte ich bereits in einem der vorherigen Beiträge die folgende Verteilmatrix vorgestellt.
Multipliziere ich die in der Matrix hinterlegten Werte mit der Investitionssumme (bei mir immer 3 Mio. EUR), dann erhalte ich eine Matrix mit der betragsmäßigen Entwicklung des NAV.
In dem Modell stünde jeweils am Ende der anvisierten Laufzeit die Realisierung des angeführten Betrages. In den Perioden zwischen Einstieg und Ausstieg, werden die noch nicht realisierten Werte im NAV ausgewiesen. Hinsichtlich der Zuordnung zu unrealisierten Gewinnen und realisierten Gewinnen gilt das weiter oben gesagte.
Jetzt fehlt uns noch die Umwandlung der Modellkurven in Rückflüsse. Dieses Thema spreche ich in Teil 5 meiner Beitragsreihe an, welcher in den nächsten Tagen erscheint.