Seit einigen Monaten schreibe ich Beiträge Rund um das Thema KAGB. Bei einem in Arbeit befindlichen Artikel wollte ich ein spezielle Marktsegment ins Verhältnis zum Kapitalmarkt stellen. Bei meiner Recherche in den unterschiedlichsten Datenquellen ist mir dann, die zugegebener maßen nicht sehr neue Idee gekommen, einmal den Markt der inländischen Investmentfonds hinsichtlich der Anzahl der Player und des Volumens näher zu betrachten.
Wieviel Anbieter gibt es also am Markt und welches Volumen verwalten sie?
Meine Datenquelle ist die Kapitalmarktstatistik Juli 2013, der Deutschen Bundesbank. Außerdem habe ich bei der Deutschen Bundesbank noch ein Faktenblatt, Stand Juni 2013, zu den inländischen Investmentfonds gefunden.
Faktenblatt
Nach dem Faktenblatt bewegt sich die Zahl der inländischen Investmentfonds in den letzten Jahren relativ konstant, um die 6.000. Das Fondsvermögen hat sich nach dem Einbruch in 2008 um fast 50% auf rund 1.350 Mrd. EUR per 31.12.2012 erhöht.
Unterschieden in Publikumsfonds (26%) und Spezialfonds (74% des Fondsvermögens), stellen letztere das Gros der inländischen Investmentfonds.
Klassifiziert man das angelegte Vermögen, dann machen Rentenfonds (28%) und gemischte Wertpapierfonds (26%) zusammen mit 54% schon mehr als die Hälfte des Marktes aus. Es folgen gemischte Fonds (16%), Aktienfonds (14%), offene Immobilienfonds (9%), Dachfonds (5%) und übrige Fonds (2%). Geldmarktfonds scheinen de facto gar nicht ins Gewicht zu fallen.
Eine Unterteilung nach dem KAGB in Publikumsvermögen nach OGAW, Publikums-AIF und Spezial-AIF ist mir mit den Angaben leider nicht möglich. Ich steig daher tiefer in die Kapitalmarktstatistik ein.
Kapitalmarktstatistik
Die Informationen finde ich ab Seite 52 im Abschnitt: „VI. Inländische Investmentfonds“.
Zunächst jedoch zu den Erläuterungen. Ich gehöre zu denen, die Bücher, Zeitschriften etc. immer von hinten nach vorn durchblättern. Deshalb bin auch als erstes bei den Erläuterungen hängen geblieben.
Schon im Faktenblatt war die ganze Zeit die Rede von Publikumsfonds und Spezialfonds. Die letzte Seite (89) der Kapitalmarktstatistik erläutert, dass die Statistik sich auf inländischen Investmentvermögen, die von Kapitalanlagegesellschaften und Investmentaktiengesellschaften gebildet werden und der gemeinschaftlichen Kapitalanlage nach dem Grundsatz der Risikomischung dienen, bezieht. Untersucht werden nur offene Fonds.
Die Bundesbank bezieht sich bei ihren Definitionen auf das abgeschaffte InvG. Bei der Abgrenzung zwischen Publikums- und Spezial-Sondervermögen, zieht sie die Linie zwischen Anlegern in Form einer natürlichen Person (=Publikumsfonds) und den nicht natürlichen Personen (=Spezialfonds). Damit ist die Definition nicht konform mit dem KAGB.
Da wird die Bundesbank in der nächsten Zeit noch nachlegen müssen, um die Definitionen den realen Gegebenheiten nach KAGB anzupassen. D.h. neue Schlüssel und später auch Überführungen der bisherigen Werte werden notwendig. Mir hilft das leider im Moment nicht weiter. Ich steige dennoch in die Statistik ein..
Hier finde ich eine Aufteilung in
- Aktienfonds;
- Rentenfonds;
- Gemischte Wertpapierfonds;
- Geldmarktfonds;
- Offene Immobilienfonds;
- Gemischte Fonds;
- Hedgefonds;
- Altersvorsorgefonds;
- Derivatefonds;
- Sonstige Fonds und
- Dachfonds
getrennt nach Publikums- und Spezialfonds.
Nach der neuen Einteilung im KAGB müsste es sich hierbei also um Fondsvermögen nach OGAW, offene Publikums-AIF und offene Spezial-AIF handeln. Geschlossene Fonds werden gemäß den Erläuterung nicht „abgelichtet“. D.h. aber ich brauche noch Zahlenmaterial für die geschlossenen Fonds. Hier hilft mir die Feri-Gesamtmarktstudie der Beteiligungsmodelle 2012. Diese schätzt das Fondsvolumen der geschlossenen Fonds auf 9,9 Mrd. EUR. Es ist zwar immer etwas schwierig die unterschiedlichen Datenquellen zusammen zu rechnen, aber mangels Alternativen bleibt hier wohl nichts anderes übrig. Solltest Du Hinweise auf bessere Datenquellen haben, schreib mir, ich bin für jeden Hinweis dankbar.
Basierend auf den Datenmaterial suche ich nach ein paar offenen Antworten.
1. Wie hoch ist das Marktvolumen der inländischen Investmentfonds?
Ich entnehme den Unterlagen folgende Zahlen in Mio. EUR zum 31.12.2012:
Offene Fonds | 1.309.464 | |
dv. Publikumsfonds | 334.757 | |
dv. Spezialfonds | 974.707 | |
Geschlossene Fonds | 9.908 | |
Total | 1.319.372 |
Danach würde der Anteil der geschlossenen Fonds am Marktvolumen bei unter 1% liegen.
2. Wie viel inländische Investmentfonds gibt es?
Von der Anzahl der Initiatoren her, sieht es wie folgt aus:
Offene Fonds | 6.069 | |
dv. Publikumsfonds | 2.168 | |
dv. Spezialfonds | 3.901 | |
Geschlossene Fonds | 251 | |
Total | 6.320 |
Nehmen wir an, die Daten aus beiden Quellen sind zuverlässig und lassen sich zu einem Gesamtvolumen addieren. In diesem Fall sprechen wir bei den geschlossen Fonds über 4% der Anbieter mit einem Volumenanteil von unter 1%. Da eine Vielzahl der Fonds im Ausland aufgelegt wird, ist der Anteil der am Markt agierenden Anbieter in Wirklichkeit wesentlich höher. Wir sprechen aber hier auch nur von inländischen Investmentfonds.
Feri spricht in ihrer Auswertung von Initiatoren. Ich vermute daher, dass wir in der Bundesbank Statistik von Investmentvermögen und in der Feri Statistik von Verwaltungsgesellschaften sprechen. Da in vielen Fällen Verwaltungsgesellschaften wesentlich mehr Fonds verwalten, müsste ich folgerichtig die Anzahl um einen Faktor x erhöhen. Bei einem Faktor 3, also im Durchschnitt 3 Investmentvermögen je Verwaltungsgesellschaft, würde sich der Marktanteil bei der Anzahl der Teilnehmer auf etwas über 10% erhöhen. Dies ist eben eine Schwierigkeit bei der Interpreation und Zusammenführung von Auswertungen.
3. Wie hoch ist das durchschnittliche Fondsvolumen in Mio. EUR bei den inländischen offenen Investmentfonds?
Publikumsfonds | Spezialfonds | Total | |
Rentenfonds | 16.441 | 40.017 | 32.663 |
Offene Immobilienfonds | 142.103 | 10.369 | 28.875 |
Aktienfonds | 23.981 | 31.673 | 26.159 |
Gemischte Fonds | 6.405 | 25.262 | 19.377 |
Dachfonds | 5.368 | 63.871 | 17.980 |
Geldmarktfonds | 12.717 | 29.915 | 17.916 |
Gemischte Wertpapierfonds | 5.979 | 18.490 | 15.263 |
Sonstige Fonds | 5.022 | 16.669 | 14.173 |
Hedgefonds | 5.500 | 36.300 | 6.839 |
Altersvorsorgefonds | 4.653 | 0 | 4.653 |
Derivatefonds | 1.929 | 0 | 1.929 |
Total | 15.441 | 24.986 | 21.576 |
Die Tabelle zeigt das durchschnittliche Volumen je Fonds per 31.12.2012, basierend auf der Statistik der Deutschen Bundesbank, sortiert nach der Spalte „Total“. Man sieht auch die deutlichen Unterschiede zwischen den Publikumsfonds und den institutionellen Spezialfonds. Dadurch das Immobilienfonds nach der aktuellen Gesetzeslage nur noch als geschlossene Investmentvermögen aufgelegt werden dürfen, wird es zu deutlichen Verschiebungen kommen. Die geschlossenen Fonds sind in der Aufstellung nicht enthalten.
Die Anbieter Teilen sich wie folgt auf:
Publikumsfonds | Spezialfonds | Total | |
Gemischte Wertpapierfonds | 552 | 1.588 | 2.140 |
Rentenfonds | 364 | 803 | 1.167 |
Gemischte Fonds | 352 | 776 | 1.128 |
Aktienfonds | 476 | 188 | 664 |
Offene Immobilienfonds | 59 | 361 | 420 |
Dachfonds | 262 | 72 | 334 |
Sonstige Fonds | 27 | 99 | 126 |
Geldmarktfonds | 30 | 13 | 43 |
Hedgefonds | 22 | 1 | 23 |
Altersvorsorgefonds | 17 | 17 | |
Derivatefonds | 7 | 7 | |
Total | 2.168 | 3.901 | 6.069 |
Die vorstehende Übersicht wurde nach der Spalte „Total“ absteigend sortiert. Es gibt eine gehörige Abweichung bei der Anzahl der Anbieter zwischen den Publikumsfonds und den Spezialfonds. Unter Berücksichtigung des Fondsvolumens habe ich der Bundesbankstatistik folgende Werte in Mio. EUR entlockt:
Publikumsfonds | Spezialfonds | Total | |
Rentenfonds | 59.847 | 321.335 | 381.182 |
Gemischte Wertpapierfonds | 33.005 | 293.621 | 326.626 |
Gemischte Fonds | 22.544 | 196.032 | 218.576 |
Aktienfonds | 114.148 | 59.546 | 173.694 |
Offene Immobilienfonds | 83.841 | 37.432 | 121.273 |
Dachfonds | 14.065 | 45.987 | 60.052 |
Sonstige Fonds | 1.356 | 16.502 | 17.858 |
Geldmarktfonds | 3.815 | 3.889 | 7.704 |
Hedgefonds | 1.210 | 363 | 1.573 |
Altersvorsorgefonds | 791 | 791 | |
Derivatefonds | 135 | 135 | |
Total | 334.757 | 974.707 | 1.309.464 |
Die vorstehende Übersicht wurde nach der Spalte „Total“ absteigend sortiert.
4. Welche Aussagekraft haben diese Statistiken?
Keine! Damit würde ich den Sinn und Zweck dieses Artikels in Frage stellen. Ich denke man sollte hier differenzieren. Die Bundesbank und auch Feri liefern Einblicke in Teilsegmente des Gesamtmarktes. Es ist daher ganz wichtig sich vor Augen zu führen, was man hier tatsächlich beobachtet. Die Welt ist globaler geworden und nationale Grenzen spielen keine so große Rolle mehr.
Wirf mal einen Blick über die Grenze nach Luxemburg. Der luxemburgische Verband: alfi, bringt regelmäßig sehr schöne Studien meist in englischer Sprache heraus. Schau mal in die Studie: „Luxembourg Real Estate Investment Funds“ aus November 2012. Auf Seite 11 siehst Du, dass in 2011, 15% der Initiatoren von in Luxemburg neu aufgelegten Immobilienfonds (Direkt Investments) aus „good old Germany“ kamen. Bei den Fund of Funds (Seite 31) waren es gar 67%. Die Anteile in diesem Segment entsprechen in etwa den Spielanteilen von Bayern München in einem Fußballspiel.
Ich weiß nicht genau, wie viel Fonds es genau waren, aber damit ist klar, dass die Statistik der Bundesbank für einen Gesamtüberblick wirklich nur eingeschränkt nutzbar ist. Daher habe ich im Titel auch immer aufgeführt, dass die inländischen Investmentvermögen betrachtet werden. Man kann, wie von mir gemacht, sich mühsam Stück für Stück Informationen zusammensetzen und hoffen, dass es keine Überschneidungen gibt. Außerdem wird man ohne die Hintergründe des Marktes näher zu kennen, nicht viel weiter kommen.
Die Verlagerung ins Ausland, wie bei den Immobilienfonds, ist mit Sicherheit kein Ausnahmefall. Gucken wir uns die Private-Equity-Industrie an. Du wirst kaum jemanden finden, der ernsthaft beabsichtigt in Deutschland einen Private-Equity-Fonds aufzulegen. Aber machen wir uns nichts vor, seit ich Venture Capital und Private Equity kenne, war das schon immer so. Seit man dann noch politische Amokläufer auf die Branche los gelassen hat, war eigentlich klar, eine gesunde Basis wird es in diesem Land für die alternativen Assets, in absehbarer Zeit nicht geben. Früher hat sich die Politik immer gewundert, warum soviel Kapital aus dem Ausland in die Unternehmen floss, ich denke mittlerweile hat sie es kapiert. Ändern wird es nichts und das Nischen-Dasein wird weiterhin Bestand haben.
Den einzelnen Anbieter wird es nicht stören. Ein Nischen-Dasein bringt auch gewisse Vorteile mit sich. Schaue ich mir die Verteilung der Marktvolumina genauer an, dann stellt sich mir aber schon die Frage, ob das KAGB letztendlich doch wieder nur ein teurer Papiertiger ist. Für den geregelten Markt gab es schließlich schon entsprechende Regelungen.