Diesem Beitrag gehen bereits zwei Artikel voran. Dies sind:
- Solvency II – Auch für Manager von Alternativen Assets?
- Solvency II – Was wird von einem Manager aus dem Bereich Alternative Assets erwartet?
In diesen hatte ich beschrieben, warum ein Asset Manager von Solvency II betroffen sein könnte und was ganz grob an Informationspflichten auf ihn zukommen dürfte. Heute möchte ich einen Schritt weitergehen und mich damit beschäftigen, was eigentlich an den Versicherer versendet werden soll.
Asset Manager sendet nur an den Kunden, nicht an die Aufsicht!
Ganz wichtig ist, es handelt sich hier um keine direkte Berichtspflicht des Managers an die Aufsicht, sondern um eine indirekte an den Versicherungskunden. Dieser bereitet die Daten – automatisch – auf, lässt sie eventuell in seine Risikokalkulationen einfließen und leitet sie über zahlreiche Berichtsformate, die ihm die Aufsicht auferlegt hat, gezielt weiter.
Werden nur Daten für die Aufsicht angefordert?
Ich denke nein, vor allem dann nicht, wenn eigene Modellrechnungen betrieben werden, welche natürlich mit Daten aus verschieden Datenquellen gefüttert werden müssen. Dies macht die Angelegenheit eben auch komplex, weil jeder Versicherer hier sehr individuelle Anforderungen haben kann.
Ginge es nur darum, die Daten für das Standard Reporting an die Aufsicht zu liefern, dann wäre zumindest das Daten Universum bekannt.
Gibt es Standards, die genutzt werden können?
Ja, die gibt es tatsächlich. Ich meine hier das Solvency II Tripartite Template, welches von mehreren europäischen Verbänden, unter anderem auch dem deutschen BVI – Bundesverband Investment und Asset Management – entwickelt wurde. Bei dem Template handelt es sich um einen Quasistandard. Quasi deshalb, weil das Template zwar nicht offiziell anerkannt ist, aber trotzdem von den meisten Marktteilnehmern genutzt wird.
Auch wenn das Template noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein dürfte, sollte der Asset Manager heil froh sein, dass er solch eine Referenz an die Hand bekommt.
Das Template kannst Du direkt auf der Webseite des BVI beziehen.
Wenn ich das Tripartite Template nutze, kann ich mir dann sicher sein, dass damit das Daten Universum abgedeckt ist?
Nein, ich denke nicht!
Das Template ist trotzdem eine wichtige Basis. Stell Dir vor, der Versicherer klopft an die Tür und verlangt plötzlich ohne Vorankündigung und Abstimmung irgendwelche Daten für seine Modellrechnungen.
In der Situation ist ein Verweis auf den bereits angewandten „Standard“ sicherlich goldwert. Zumindest würde der Verweis auf den Standard ein Guter Grund für einen Aufschub für die Aufbereitung und Bereitstellung der zusätzlichen Daten bieten. Schließlich ist der Asset Manager willig. Inwieweit er solche speziellen Anfragen abweisen kann, ist für mich noch offen.
Das Tripartite Template wird wohl einmal jährlich überarbeitet. Aktuell ist die Version 3.0.
Welches Format ist anzuwenden?
Der BVI stellt das Template in Form einer Excel Datei zur Verfügung. Die Definitionen sind so gestaltet, dass einmal das klassische Excel-Tabellen-Format benutzt werden kann, zum anderen könnte, durch Nutzung der XBRL-Standard-Definitionen, auch eine XML-Datei erstellt werden.
Soweit ich weiß, wird aktuell noch das Excel Format bei den Versicherern bevorzugt. Das kann sich aber schnell ändern, insbesondere dann, wenn das Thema Data Governance stärker in den Vordergrund rückt.
Wann und wie oft sollen die Daten geschickt werden?
Wenn ich dies richtig interpretiere, dann darf der Versicherer adhoc Daten anfragen. Dies dürfte und sollte aber wohl den Sonderfall darstellen.
Bei der Gestaltung der Prozesse darf die mögliche adhoc Berichterstattung jedoch auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Aktuell ist von einer quartalsweisen Lieferung auszugehen. Die Aufsicht hat allerdings schon angekündigt, wohl eine monatliche Frequenz anzustreben.
Vor allem auch die geplanten Zeiträume für die Erstellung der Datenpakete, scheint sportlich gewählt zu sein. Eine Verkürzung ist hier ebenfalls anvisiert! Das wird für Asset Manager im Bereich der Alternativen Assets mit Sicherheit eine Herausforderung werden.
Dafür ein Beispiel für den Ablaufprozess beim Fondsreporting.
Aufgaben | Zieldatum | Beispiel für Q2 |
---|---|---|
Start | Quartalsende (QE) | 31. Mrz |
Portfolio Unternehmen liefert an Zielfonds | fühestens 2 Wochen nach QE | 15. Apr |
Zielfonds erfasst Daten und durchläuft Qualitätsprüfung | frühestens 2 Wochen nach QE | 15. Apr |
Zielfonds bewertet alle Finanzinstrumente zu den Unternehmensfinanzierungen, Zwischenanlagen und Fremdmittelaufnahmen einzeln! | fühestens 2 Wochen nach QE | 15. Apr |
Zielfonds ermittelt NAV | frühestens 4 Wochen nach QE | 30. Apr |
Zielfonds erstellt Fondsbericht | frühestens 4 Wochen nach QE | 30. Apr |
Zielfonds erstellt Solvency II Export | frühestens 4 Wochen nach QE | 30. Apr |
Zielfonds liefert Berichte und Exporte an seine Investoren | fühestens 4 Wochen nach QE | 30. Apr |
--- Investor ist ebenfalls ein Fonds = Fund of Fund --- | ||
Fund of Fund erfasst Daten und Durchläuft Qualitätsprüfung | fühestens 6 Wochen nach QE | 15. Mai |
Zielfonds bewertet alle Finanzinstrumente zu den Unternehmensfinanzierungen, Zwischenanlagen und Fremdmittelaufnahmen einzeln! | fühestens 6 Wochen nach QE | 15. Mai |
Zielfonds ermittelt NAV | fühestens 8 Wochen nach QE | 31. Mai |
Zielfonds erstellt Fondsbericht | fühestens 8 Wochen nach QE | 31. Mai |
Zielfonds erstellt Solvency II Export | fühestens 8 Wochen nach QE | 31. Mai |
Zielfonds liefert Berichte und Exporte an seine Investoren | fühestens 8 Wochen nach QE | 31. Mai |
Die Spalte 1 listet die Aufgaben beim Zielfonds und falls vorhanden beim Fund of Fund auf. Dahinter habe ich eine Beschreibung des Zieldatums eingefügt und das Ganze noch mit konkreten Datumswerten für das 2. Quartal beschrieben.
Dieser Ablauf ist schon sehr ambitioniert. Bis wirklich von allen Portfolio Unternehmen berichte vorliegen, kann es oft auch 6 Wochen und mehr dauern. Rechnen wir also mit 6 Wochen, dann hätten wir schon den 15. Mai. Damit verschieben sich natürlich bei Fund of Fund die Termine ebenfalls nach hinten. Letztendlich können die Berichte und Exporte erst dann abgeschlossen werden, wenn alle Daten vorliegen. Da beim FoF nicht alles glatt läuft und Kommunikationsstreams einkalkuliert werden müssen, müsste ich hier eigentlich auch nochmals mindestens 14 Tage aufschlagen. Dies hätte zur Folge, dass der Bericht am 30. Juni, also genau 3 Monate nach Quartalsende fertig gestellt und an die Investoren versandt würde.
Bei der Kalkulation der Durchlaufprozesse von Fund of Fund Konstrukten darf die Menge der Daten und der involvierten Partner nicht unterschätzt werden. Die regulatorischen Anforderungen haben hier zum Teil neue Hürden aufgebaut, die den Prozessweg nochmal verlängern.
Bleiben wir beim Beispiel eines FoF, dann hat dieser im Schnitt 20 bis 30 Zielfonds Investments. Jeder dieser Zielfonds ist selbst wiederum an 30 bis 50 Unternehmen beteiligt. So gelangen wir schnell an 1.500 Portfolio Unternehmen, auf deren pünktliche Lieferung der FoF jedes Quartal angewiesen ist. An die Daten kommt er nur dann, wenn die Zielfonds ebenfalls pünktlich liefern.
Der Versicherer, am Ende dieser Nahrungskette, kommt anschließend an die Daten, um diese intern zu verarbeiten und für die Aufsicht aufzubereiten. Die Lieferung der Daten an den Versicherer, drei Monate nach Quartalsende, ist somit eindeutig zu spät! Folgerichtig müssen daher dringend neue Lösungen gefunden werden, die zur deutlichen Reduktion der Durchlaufzeiten führen müssen, ohne sich jedoch auf die Qualität der Daten auszuwirken.
Das Solvency II Tripartite Template ist die Basis für einen Datenexport!
Ich halte es für sehr wichtig zu erkennen, dass es sich bei dem Tripartite Template um keinen Report handelt. Es ist ein Template, welches den standardisierten uni-direktionalen Datenexport hin zum Versicherer ermöglichen soll.
Erkenntnis
- Es gibt also mit dem Tripartite Template einen Quasistandard, der zwar nicht offiziell ist, aber eine solide Basis für den strukturierten Export bieten sollte.
- Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass die Durchlaufzeiten für Reports und Exporte, so wie sie in der Branche üblich sind, mit den Anforderungen aus Solvency II nicht kompatibel sind.
Im Folgebeitrag befasse ich mich näher mit dem Solvency II Tripartite Template.