Solvency II ist doch ein Thema für Versicherer, für die Fondsanbieter gilt doch das KAGB.
Allzu oft ist dies noch die Meinung von Fondsmanagern. Aber Solvency II schleicht sich heimlich durch die Hintertür in die Organisation des Fondsmanagers hinein und kann erheblichen Einfluss auf die Geschäftsabläufe haben.
Publik sind die Auswirkungen schon seit mindestens fünf Jahren. Da jedoch das Geschäftsfeld der Alternativen Assets eine untergeordnete Rolle bei den Versicherern spielt, wurden die Fondsmanager bisher nur in Ausnahmefällen direkt mit Anforderungen aus Solvency II konfrontiert. Nach landläufiger Meinung geht es bei Solvency II schließlich um Regulatorien für die Versicherungswirtschaft, während für die Fondsbranche das KAGB zuständig ist. Deshalb verwundert es auch kaum, dass bei vielen Fondsmanagern noch gar keine Sensibilität für das Thema vorhanden ist.
Bin ich als Fondsmanager nun betroffen oder nicht?
Meines Erachtens hängt dies zunächst vorrangig davon ab, ob mindestens eine Versicherung oder eine versicherungsähnliche Einrichtung Fondsanteile an einem der verwalteten Fonds gezeichnet hat. Ist dies nicht der Fall, dann könnte es glimpflich ablaufen.
! Aber Vorsicht, wurden Anteile des Fonds durch einen anderen Fonds (Fund of Fund, abgekürzt FoF) gezeichnet, welcher selbst einen Versicherer als Investor hat, dann kann bereits durch diesen Umstand der eigene Fonds ebenfalls infiziert worden sein.
Da der Gesetzgeber so etwas wie Bestandsschutz nicht mehr kennt, hat dies nicht nur Auswirkungen auf künftige Fonds, sondern wirkt sich auch auf den Bestand aus.
Warum bin ich von Solvency II betroffen?
Fondsmanager, die sich mit dem KAGB näher beschäftigt haben, kennen die Regelungen zum Outsourcing. Ähnlich wie im KAGB greifen auch bei Solvency II die Regelungen zur Ausgliederung und Auslagerung gemäß Artikel 49 der Solvency-II-Richtlinie (Rahmenrichtlinie 2009/138/EG).
Hiernach zählen Vermögensanlage und Vermögensverwaltung zu den wichtigen Funktionen oder Versicherungstätigkeiten, denen besondere Anforderungen zugrunde liegen.
Letztendlich stellt der Gesetzgeber den Service Anbieter hinsichtlich der Ausübungen dieser Tätigkeiten so, als ob die Versicherung diese selbst wahrnehmen würde. Damit muss der Anbieter die gleiche Sorgfalt und Professionalität walten lassen, wie es auch einer Versicherung unter Anwendung aufsichtsrechtlicher Maßstäbe auferlegt würde. Der Versicherer selbst ist aber aus dem Thema nicht raus, sondern hat dies wiederum durch geeignete Prüfungen sicherzustellen.
Es ist also möglich, den Einfluss von Solvency II auf die Fondsbranche aus der Richtlinie abzuleiten. Aber mal ehrlich, wer tut dies schon, wenn er vorher nicht dafür sensibilisiert wurde. Genau hierin liegt die Krux, der aktuell fehlenden Sensibilität.
Die Pflichten, welche sich für den Fondsmanager aus Solvency II ergeben, haben immensen Einfluss auf die Datenströme und damit auf die Ablaufprozesse. Ich erwarte, dass viele Fondsmanager aktuell noch sehr weit davon entfernt sind , das Thema umfänglich abdecken zu können. Am schwersten sollte es Fondsadminstratoren und FoF Manager treffen, da die historisch gewachsenen Abläufe sehr weit weg von dem sind, was nötig sein wird, um den Versicherer Solvency II konform unterstützen zu können.
Was ist zu tun?
Die Versicherer selbst kämpfen zur Zeit noch an anderen Fronten und sind daher wohl keine Hilfe. Irgendwann werden sie aber vor der Türe stehen, auf die rechtlichen Pflichten verweisen und ihre Anforderungen präsentieren.
Ohne richtige Vorbereitung wird der Fondsmanager dann seinen Verpflichtungen nicht zeitnah nachkommen können. Abwarten und Tee trinken ist mit Sicherheit aber die falsche Lösung. Auch wenn vieles heute noch in Bewegung ist, können und sollten bereits jetzt Maßnahmen umfänglich vorbereitet werden.
Auf einige wichtige Punkte möchte ich in den nach und nach folgenden Beiträgen näher eingehen.