Mein Besuch auf dem German.Venture.Day 2014 hat mich zu diesem Beitrag inspiriert. Immer wieder fielen die Begrifflichkeiten, Reichweite und Burnrate, welche ganz eng miteinander verknüpft sind. Ehrlich gesagt, musste ich selbst im Blog nachschauen, ob ich mich bereits in den Vormonaten mit dem Thema schon einmal auseinandergesetzt habe. Dies ist offensichtlich nicht der Fall.
Während meiner Tätigkeit im Bereich Venture Capital und später als Dienste Anbieter gehörten die Begriffe zu meinem täglichen Repertoire. Jetzt, einige Jahre später muss ich meine Sinne schon wieder etwas schärfen, um mich dem Thema fachgerecht annehmen zu können.
Ich möchte hierzu etwas weiter ausholen. Die Assetklassen Private Equity und Venture Capital sind sich sehr ähnlich. Man kann auch sagen, dass Venture Capital ein Teil des Private-Equity-Business ist.
Bei der „kleinen Schwester“ Venture Capital sind die Finanzierungsrunden meist wesentlich kleiner und die Unternehmen noch im Aufbau. Während Private Equity sich mit gestandenen, nicht börsengelisteteten Unternehmen befasst, die Finanzierungsmittel für ihr weiteres Wachstum benötigen. Dies kann zum Beispiel mit einer Restrukturierung zusammenhängen, aber auch auf der Entwicklung neuer Märkte basieren, um hier nur einige Motive zu nennen.
Wo ist nun aber die Grenze zwischen Venture Capital und Private Equity?
Die Grenze ist schwimmend. Wichtige Kriterien sind Unternehmensalter, Umsatz und Gewinn. Je älter ein Unternehmen ist, um so schwieriger fällt die Abgrenzung.
Hier kommen jetzt auch Burnrate und Reichweite ins Spiel, die sich als guter Indikator für die Einstufung nutzen lassen. Beide Indikatoren spielen bei Private Equity eigentlich keine Rolle, da es hier um die einmalige Ausfinanzierung eines Vorhabens geht, welches aus eigenen Mitteln des Unternehmens nicht erbracht werden kann. Diese Unternehmen sind aber in der Lage, Aufwand und Kosten aus den Umsätzen zu tragen.
Bei Venture Capital finanzierten Unternehmen ist dies anfänglich anders. Diese leben ganz oder teilweise von dem eingebrachten Kapital. Der Verzehr dieses Kapitals nennt man Burnrate. Dabei möchte ich es aber nicht belassen, sondern noch etwas tiefer in die Thematik einsteigen.
Gegenstand meiner Unternehmensgründung in 2000 war unter anderem der Aufbau eines Internetportals für die Aufbereitung und den Austausch von Unternehmensdaten zwischen Venture Capitalisten und deren Portfoliounternehmen. Die monatliche Ermittlung von Burnrate und Reichweite waren Bestandteil der Aufbereitung.
Ein Signalsystem wurde als Frühwarnsystem für die zur Neige gehende Liquidität eines Unternehmens herangezogen. Es wurden insgesamt mit 3 Definitionen für die Reichweite gearbeitet. Nennen wir sie Reichweite 1-3.
- Reichweite 1: Hier wird die Burnrate des aktuellen Berichtsmonats ausgewertet und ins Verhältnis zum Finanzmittelbestand des aktuellen Berichtsmonats gesetzt. Ergebnis der Auswertung ist die Reichweite in Monaten.
- Reichweite 2: Der Finanzmittelbestand wird hier um die ausstehenden vertraglich vereinbarten Mittel aufgestockt. Das Verfahren ist daher identisch, wie bei der Reichweite 1.
- Reichweite 3: Hier wird die durchschnittliche Burnrate der letzten 6 Monate ermittelt und ins Verhältnis zu den frei verfügbaren Mitteln (Finanzmittelbestand zuzüglich der vertraglich vereinbarten Mittel) gesetzt.
Innerhalb der vorgenannten Definitionen tauchen noch weitere Begriffe auf, die ich noch erklären möchte.
- Finanzmittelbestand
- Burnrate
- Vertraglich vereinbarte Mittel
Mehr dazu demnächst in der Fortsetzung.